Eine Zeitreise durch 800 Jahre Arster Geschichte
1211 – Erste urkundliche Erwähnung Arstens – Grenzstreitigkeiten
Vor 800 Jahren wurde Arsten erstmals urkundlich erwähnt. 1211 werden unter den Zeugen einer Güterübertragung an das Stift Bassum „Tetmarus de Arsten cum omnibus liberis eiusdem ville“ genannt, d.h. Tetmar von Arsten mit allen Freien desselben Dorfes.
Die Familie von Arsten soll nach der Überlieferung noch während des 30jährigen Krieges ihren Wohnsitz auf dem Vorwerk gehabt haben, so Otto Mahnken in seinem Arster Heimatbuch, das vor 75 Jahren erschien. Wenn Arsten im Bremer Urkundenbuch auch erst 1225 erwähnt wird, reichen die Spuren der ersten Besiedlung viel weiter zurück. Aufgrund von Bodenfunden kann man annehmen, dass die frühesten Niederlassungen „Auf den hohen Wührden“ hinter den ehemaligen Ziegeleien am Arsterdamm, gelegen haben, wo heute der Autobahnzubringer verläuft. Hier hat man bei der Abziegelung Anfang des letzten Jahrhunderts zahlreiche Scherben von großen und kleinen Tongefäßen, Kornquetschen und anderen Gegenständen gefunden. Diese Grundstücke sind vermutlich aufgrund ihrer Höhenlage von „Viehzüchtern und Fischersleuten“ aufgesucht worden, die „vielleicht von den gegenüber-liegenden Dünen des rechten Weserufers zuwanderten.“ Später sind daraus Dauerniederlassungen und damit die Dörfer Arsten und Habenhausen entstanden.
Im 12. Jahrhundert kamen die Holländer hinzu. 1106 erschienen sie in Bremen vor dem Erzbischof Friedrich I. und baten, ihnen sumpfiges unbewohntes Land zum Anbau zu überlassen. Die Kolonisten mussten Schafe, Schweine, Ziegen und Gänse als Zehnt abgeben, im Übrigen genossen sie das Recht des freien Mannes, der nur Heeresdienst zu leisten und seine Bannmeile zu schützen hatte. Infolge dieser Bestimmung mussten die Einwohner Arstens in früheren Zeiten zur Verteidigung der Landwehr Waffen, u.a. eine langschäftige Lanze, bereithalten. Die Holländer haben mit ihren Erfahrungen in der Entwässerung und im Deichbau das Binnenland vor den Fluten der Weser und Ochtum geschützt und es urbar gemacht. „Wer nich kann dieken, de mott wieken,“ war der Wahlspruch. Am 16. März 1158 bestätigt Kaiser Friedrich I. Barbarossa die Ansiedlung der Holländer zwischen Weser und Ochtum.
Die Bedeutung des Ortsnamens Arsten soll nach Aufzeichnungen aus dem Focke-Museum von „Arsater“, d.h. die am Acker Wohnenden, abgeleitet sein. Das Bestehen zweier Ortsteile im heutigen Arsten: Arsten und Ahlken, das 1230 zuerst als „Alcuen“ genannt wird, kann mit der zweifachen Besiedlung zusammenhängen. Ahlken ist später mit Arsten verschmolzen und existiert nur noch als Straßenname: Ahlker Dorfstraße. Die Arster Feldmark reichte jedoch bis nach Kattenesch und Kattenturm.
Mahnken schreibt: „Eine alte Notiz in den Hemm-Urkunden vermutet, daß die beiden Dörfer Arsten und Habenhausen in ältester Zeit zu Thedinghausen, mithin zur Grafschaft Hoya, gehört haben und aus diesem Grunde als eine Hoyaer Vogtei nach Thedinghausen zinspflichtig gewesen seien. In der Fehde mit dem Grafen von Hoya 1351 habe Bremen Thedinghausen in Besitz genommen und gegen Rückgabe dieses Ortes die Abtretung von Arsten und Habenhausen an Bremen erwirkt.“  Vertragliche Beziehungen bestanden zu den Grafen von Hoya jedoch fort. Die Einwohner von Arsten und Habenhausen hatten jahrhundertelang das Recht, für ihren eigenen Bedarf, zur Feuerung, im Brinkumer Moor Torf zu stechen. Die Erlaubnis zum Torfgraben ließen sich die Grafen gut bezahlen und das bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Bedeutung Arstens und des Obervielandes lag für die Stadt Bremen über Jahrhunderte in der Abwehr von Feinden vor den Bremer Stadtmauern. 1309 lässt der Rat der Stadt drei befestigte Wachttürme errichten: den Arster Turm, den Kattenturm und den Warturm. Der Arster Turm stand an der Arster Heerstraße, in Höhe des Ochtumdeichs – heute der Unterführung der Autobahn A1.
„Dem Inhaber des daneben-liegenden Hauses wurde vom Rat die Pflicht auferlegt, für die Unterbringung einer Grenzwache ein Zimmer bereitzuhalten und die Wache mit Licht, notfalls auch mit Beköstigung zu versorgen. Eine ähnliche Verpflichtung wurde später auch dem Inhaber des Korbhauses auferlegt.“ Für die Instandhaltung des Turms waren die Landleute zuständig und sie mussten sich mit Pferd und Waffen jederzeit für die Abwehr eines Feindes bereit halten.
1390 wurde die Verteidigung um einen 14 Fuß breiten Landwehrgraben ergänzt, der sich durch das ganze Obervieland zog. In der Nähe des Korbhauses stieß der Landwehrgraben, die damalige Landesgrenze, auf den Weserdeich. Hier ließ der Rat auf der Deichkappe eine Schanze errichten, welche die Wache gegen Überfälle seitens der kriegslustigen Nachbarn aus dem Amt Syke verteidigen musste. Schanzkörbe, die aus Weiden geflochten und mit Erde gefüllt waren, dienten zur Verstärkung der Schutzwehr. Der Name „Korbhaus“ lässt sich aus diesen Weidenkörben herleiten. Immer wieder kam es zu Grenzstreitigkeiten am Arster Turm und am Korbhaus.
Am 23. September 1586 beschwerte sich Herzog Julius von Braunschweig, dass zwei Hoyaer Anschlagsäulen vor dem Arster Turm heimlich seien beseitigt worden. 1588 beklagte sich die Hochfürstliche Regierung zu Braunschweig über eine Grenzverletzung: „ein beym Hemme ersoffener Mensch“ sei ohne besondere Erlaubnis „nach Arsten zur Begräbniß gebracht“ worden.
1600 soll der Bremer Rat einen Grenz-Schlagbaum und eine Anschlagtafel, die zwischen dem Korbhaus und dem Hemm auf dem Weserdeich standen, widerrechtlich entfernt haben. Am 26. März 1667 kamen aus dem Amt Syke 4-500 Bauersleute, angeführt vom Syker herzoglichen Hausvogt, und zerstören mit Äxten und Schaufeln einen von der bremischen Seite errichteten „Schlagbaum zwischen dem Korbhause und dem Hem, auch die vor dem Hause zum Korbe befindliche Schantze, auch ferner vor dem Arster Thor den daselbst befindlichen Schlagbaum.“
Aus dem Jahr 1524 wurde von einem Angriff auf den Arster Turm durch feindliche Truppen berichtet. Zum Hintergrund: In Bremen hatte sich schon frühzeitig die Reformation durchgesetzt und den Erzbischof gezwungen die Stadt zu verlassen – jedoch nicht für lange Zeit. „Mit einem Heere von Landsknechten zog Erzbischof Christoph im Jahre 1524 gegen die Stadt. Sein Weg führte ihn durch das Vieland am Arster Turm vorbei. Hier stellten sich ihm die Bauern, von bewaffneten Bürgern unterstützt, entgegen. Von der Warte herunter schoß man mit Kanonen wacker auf die feindlichen Krieger. Da umgaben die letzteren den Turm mit Stroh und anderen brennbaren Gegenständen, die sie anzündeten, so daß die tapferen Verteidiger, vom Rauch arg belästigt, meinten, der Turm brenne, und, ihr Leben möglicherweise zu retten, hinabsprangen. Die Landsknechte suchten sie mit ihren Spießen und Hellebarden aufzufangen, wodurch zehn der kühnen Springer ein klägliches Ende fanden. Ihrer Tapferkeit ungeachtet mußten die Bremer sämtlich zurückweichen. Sie zogen sich kämpfend dem Tore zu. Außer 16 Toten, unter welchen auch ein Ratsherr sich befand, ließen sie ihr grobes Geschütz im Stich.“
Der Reformation folgte der 30-jährige Krieg, der auch in unserem Gebiet seine Spuren hinterließ. Die Belagerung Bremens durch die Schweden fand von Seiten des linken Weserufers statt. Das Lager Karl Gustav Wrangels befand sich im Nachbardorf Habenhausen, wo 1666 der „Habenhauser Friede“ geschlossen wurde.